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Veröffentlicht am 25. August 2022

20 Jahre Klebekurse am OFI, eine Erfolgsgeschichte

Martin Tonnhofer betreut am OFI die Klebekurse.
Martin Tonnhofer betreut am OFI die Klebekurse. Fotocredit: OFI/Michael Pyerin

Mit dem Wunsch, sich im Bereich Kleben weiterzubilden, finden 2002 die ersten Interessenten ihren Weg zu uns ans OFI und bekommen in einem praxisnahen Lehrgang die Fertigkeiten vermittelt, die sie zur Anwendung dieser innovativen Fügetechnologie benötigen. Das ist jetzt 20 Jahre her. Seitdem hat sich einiges getan: das Ausbildungsangebot wurde stetig optimiert und erweitert. Wir haben mit Ing. Martin Tonnhofer, Klebeexperte und Lehrgangsleiter am OFI, über die klebtechnischen Schulungen nach EWF-Richtlinien, die Bedeutung einer qualifizierten Ausbildung am Markt und aktuelle Themenschwerpunkte in der Klebetechnik, gesprochen.

 

Seit 20 Jahren bietet das OFI Aus- und Weiterbildungen im Bereich der Klebetechnik an. Was umfasst das Angebot konkret?

Unser zentrales Weiterbildungsangebot im Bereich Kleben basiert darauf, dass das OFI ein anerkanntes Schulungszentrum des europäischen Verbands für Schweißen, Fügen und Schneiden, der European Federation of Welding, Joining and Cutting (EWF), ist. Wir bieten für den Bereich Kleben Ausbildungen auf allen drei von der EWF genormten Qualifizierungsniveaus an. So finden am OFI regelmäßig Lehrgänge zum European Adhesive Bonder (EAB), zum European Adhesive Specialist (EAS) und zum European Adhesive Engineer (EAE) statt. Wer eine dieser Ausbildungen erfolgreich absolviert, hat damit eine international anerkannte Qualifikation erworben.

Zusätzlich zu diesen Lehrgängen nach EWF-Richtlinien bietet das OFI auf Anfrage auch individuell gestaltete Klebekurse an. Das kann eine einfache Basisschulung für ausführendes Personal in Form einer Inhouse-Schulung sein, oder auch ein Lehrgang zu einem Spezialthema. In den letzten Jahren war beispielsweise Know-how zum Thema Fassadenkleben besonders gefragt.

 

Welche Fertigkeiten werden in den angesprochenen Lehrgängen nach EWF-Richtlinien vermittelt? Für welche Tätigkeitsfelder sind diese klebtechnischen Schulungen relevant?

Zur Ausbildung von ausführendem Klebepersonal findet am OFI mehrmals im Jahr ein EAB-Kurs statt, der ein grundlegendes Verständnis der Klebetechnik vermittelt. Im Rahmen dieser einwöchigen Basisausbildung erlernen Teilnehmende Verklebungen unter Einhaltung spezifischer Qualitätsanforderungen selbstständig durchzuführen.

Wer ein Aufgabenfeld anstrebt, in dem es verstärkt um Entwicklung, Konstruktion und Prozessplanung geht, für den empfiehlt sich die Weiterbildung zum European Adhesive Specialist. In einem dreiwöchigen Lehrgang vermitteln wir den Teilnehmenden hier detailliertes Fachwissen, das die Absolvent*innen dazu befähigt, als Klebeaufsicht tätig zu sein, klebegerechte Arbeitsanweisungen zu erstellen und Prozessparameter anzupassen.

Noch umfassender wird es bei der Ausbildung zum European Adhesive Engineer, der höchsten zertifizierten Ausbildungsstufe in der Klebetechnik. Der achtwöchige Lehrgang richtet sich vorwiegend an leitende Techniker*innen, die als Klebeaufsichtspersonen den fachgerechten Einsatz der Klebetechnik von der Entwicklung über die Konstruktion bis zur Fertigung in allen Belangen verantworten oder als zentrale Kompetenzträger*innen im Unternehmen fungieren.

 

Das Ziel ist also nicht, alle drei Lehrgänge zu durchlaufen?!

Prinzipiell nicht, außer wenn man im Vorfeld noch nicht genau weiß, welchen Wissenstand man erreichen will oder nach einem absolvierten Kurs feststellt, dass man noch mehr Fachwissen erlangen will oder muss. Die Lehrgänge bauen zwar aufeinander auf, das bedeutet aber nicht, dass alle drei absolviert werden müssen, um sich in der Klebetechnik beruflich zu verwirklichen. Hier können wir im Zweifelsfall auch Beratung hinsichtlich der für das jeweilige Berufsfeld geeigneten Ausbildungsstufe anbieten. Qualifiziertes Fachpersonal ist in der Industrie jedenfalls sehr gefragt, so ist in bestimmten Branchen, wie z.B. der Schienenfahrzeugindustrie eine Personalqualifizierung nach EWF-Richtlinien obligatorisch.

 

Wie kann man sich den Ablauf eines Lehrgangs vorstellen?

Um eine umfassende Ausbildung zu erhalten, haben alle diese Lehrgänge, egal welches Qualifizierungsniveau, sowohl theoretische, als auch praktische Einheiten. Eine ausgewogene Mischung aus Theorie und Praxis soll dazu beitragen, dass neu gewonnenes Fachwissen gleich durch erste eigene Anwendungsversuche einen Bezug zur Praxis bekommt und mitunter dadurch besser verstanden wird bzw. in Erinnerung bleibt. Die Übungen finden unter Anleitung direkt bei uns am OFI im Klebelabor statt. Dabei legen wir großen Wert darauf, dass die Gruppen nicht zu groß sind. So gelingt es uns auch, individuelle Fragestellungen der Teilnehmenden abseits des Lehrplans zu berücksichtigen.

Den theoretischen Input erhalten die Teilnehmenden immer von Spezialist*innen aus dem jeweiligen Fachgebiet. Dazu nutzen wir die breite, interdisziplinäre Expertise, die wir am OFI im Haus haben. So gibt Alois Rainer Einblick in die Thermoanalytik, Gabriele Eder in die Infrarotspektroskopie und Harald Schilder in die mechanische Prüfung, um nur einige meiner Kolleg*innen zu nennen, die als Vortragende an den Klebeschulungen mitwirken.

Um am Ende des Lehrgangs ein international anerkanntes Diplom zu erhalten, muss eine Prüfung vor einer Fachkommission abgelegt werden. Bei dieser werden sowohl das theoretische Wissen überprüft, als auch die praktischen Fertigkeiten beurteilt. Geleitet und überwacht wird die Prüfung vom ANB Austria, der österreichischen Akkreditierungsstelle für fügetechnische Ausbildungen nach EWF-Richtlinien.

 

Wieso sollte man sich für eine Aus- bzw. Weiterbildung im Bereich Kleben entscheiden?

Kleben ist die Fügetechnik der Gegenwart und Zukunft. Unzählige Produkte des täglichen Bedarfs können aus mehreren Gründen nur mehr unter Anwendung der Klebetechnik produziert werden. Das globale Wachstum in der Klebstoffproduktion liegt bei durchschnittlich + 5% pro Jahr. Stetig neue Anwendungen für Klebstoffe oder Ersatz anderer Fügetechniken durch das Kleben führen auch zu wachsendem Personalbedarf in klebenden Unternehmen und damit auch zu hervorragenden Aussichten für zukünftige Klebetechniker*innen.

Kleben ist zwar eine innovative und vielseitige Fügetechnologie, erfordert aber fundiertes Fachwissen, um qualitativ hochwertige Produkte fehlerfrei zu produzieren. Es braucht Fachkräfte, die sich mit der Vorbehandlung von Oberflächen, der Auswahl von Klebstoffen und der Gestaltung und Fertigung von Klebeverbindungen auskennen. Wer sein Handwerk beherrscht, ist am Arbeitsmarkt gefragt und kann in der Branche seiner Wahl Karriere machen. Ich bin davon überzeugt, dass sich diplomierte Klebetechniker*innen, die in diesem speziellen Fachbereich tätig sein wollen, keine Sorgen um ihre berufliche Zukunft machen müssen!

 

Und warum sollte man das OFI als Ausbildungsstätte wählen?

Unsere breite Expertise in der Materialprüfung und Werkstoffanalyse sowie die langjährige Erfahrung in der Klebetechnik machen das OFI zur idealen Ausbildungsstätte. Durch unsere internen und externen Lektoren, die direkt aus ihrem Spezialgebiet berichten, bieten wir nicht nur einen besonderen Praxisbezug, sondern auch Zugang zu unterschiedlichen Blickwinkeln. Besonders künftige Klebfachkräfte (EAS) und Klebfachingenieur*innen (EAE) profitieren davon, da sie für ihr späteres Tätigkeitsfeld die Fähigkeit, Aufgabenstellungen ganzheitlich zu betrachten, benötigen.

Im Vergleich zu anderen Anbietern im deutschsprachigen Raum können wir neben persönlicher Betreuung durch die Schulung in Kleingruppen und unseren besonderen Praxisbezug auch noch mit einem weiteren Aspekt bei Teilnehmenden punkten: dem Veranstaltungsort Wien, der Stadt in der das OFI seinen Firmensitz hat. Auch wenn uns die Coronapandemie noch flexibler gemacht hat und wir Theorieeinheiten teilweise auch online anbieten, finden die Kurse im Normalfall am OFI in Wien statt. Ist der Schulungstag vorbei, kann man Wien erkunden und den Aufenthalt in einer der lebenswertesten Städte der Welt genießen.

 

Wie kam es eigentlich dazu, dass das OFI Klebekurse anbietet?

Als unabhängiges Prüfinstitut beschäftigt sich das OFI seit jeher mit unterschiedlichen Materialien und Werkstoffverbindungen. Dazu gehören auch die Auseinandersetzung und der kontinuierliche Aufbau von Know-how im Bereich Kleben. Da Wissenstransfer eine der zentralen Dienstleistungen des OFI war und ist, lag die Entscheidung nahe, auch das Aus- und Weiterbildungsangebot um klebtechnische Schulungen zu erweitern.

 

Bietet das OFI, neben den Lehrgängen nach EWF Richtlinien und den bereits erwähnten individuellen Schulungen, noch andere Formen der Weiterbildung im Bereich Kleben an?

Um aktuellen Herausforderungen zu begegnen, muss man sich stetig am Laufenden halten. Wir bieten deshalb Auffrischungskurse an, die Absolvent*innen der EWF Lehrgänge nicht nur die Möglichkeit bieten, am aktuellen Stand der (Klebe)Technik zu bleiben, sondern auch in Austausch mit anderen Praktiker*innen zu treten.

Zusätzlich veranstalten wir jedes Jahr im Herbst unsere Klebefachtagung, die sich an ein breiteres Publikum richtet. Daran nehmen Interessierte aus unterschiedlichen Branchen wie z.B. Schienenfahrzeug, Automotiv, Bau, Kunststoffe, Klebstoffhersteller oder Anlagenbau teil, holen sich aktuelle Informationen über Entwicklungen in der Klebetechnik und nützen die Chance zum persönlichen Austausch. Auch Absolvent*innen der EWF Lehrgänge sind unter den Teilnehmenden; sie können sich die Klebefachtagung als klebtechnische Fortbildung im Rahmen der EWF-Personalqualifizierung anrechnen lassen.

 

Auf welche Themen dürfen sich die Teilnehmenden bei der Klebefachtagung 2022 freuen?

Wie jedes Jahr wird das Programm dicht gefüllt sein, mit Input aus unterschiedlichen Bereichen. Es wird unter anderem um innovative Klebprozesse mittels UV-LUX Technologie, neue Klebstoffe für starke Kunststoffverbindungen und Kleben von Fassadenbekleidungen gehen. Wie Dosierung und Voraktivierung von Klebstoffen in einem Schritt gelingt, wird ebenso thematisiert, wie der aktuelle Stand zur Veröffentlichung der EN 17460, die das Kleben von Schienenfahrzeugen und deren Komponenten regelt.

Neben dem Einblick in neue Technologien, steht bei der Klebefachtagung auch der persönliche Austausch im Fokus. 2022 soll dafür besonders viel Raum sein – die Tagung wird diesmal 1½-tägig ausgerichtet. Zusätzlich gibt es am Abend des ersten Eventtages im Rahmen unseres Netzwerkevents „Stick-together“ die Möglichkeit, Gespräche zu vertiefen und neue Kontakte zu knüpfen.20 Jahre: Klebtechnische Schulungen nach EWF-Richtlinien am OFI

Wer sich den Termin noch nicht notiert hat: Die Klebefachtagung 2022 findet von 10. bis 11. November im Hotel Rainers21 in Brunn am Gebirge statt.

 

Danke für das Gespräch. 

OFI Klebeexperte

Ing. Martin Tonnhofer