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Veröffentlicht am 11. April 2023

OFI Mitglied im Fokus: POLOPLAST

Portraitbild Alice Godderidge
DI Alice Godderidge, CEO von POLOPLAST, gibt im Gespräch Einblick wie Erfolg und Nachhaltigkeit im Einklang gelingen können. Fotocredit: Christian Stummer

Seit fast 70 Jahren entwickelt und produziert POLOPLAST Rohrsysteme aus Kunststoff. 1954 in Linz gegründet, gehört das oberösterreichische Unternehmen heute zu den führenden Herstellern in Europa und begeistert seine Kunden mit marktorientierten Lösungen. Nicht erst die Kunden, POLOPLAST selbst stellt hohe Ansprüche an ihre Produkte: „Gut ist uns nicht gut genug“, so einer ihrer Leitsätze. Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, müssen alle Komponenten stimmen. Es braucht nicht nur ein engagiertes Team, sondern auch starke Partner. Einer davon ist das OFI.

Wir haben DI Alice Godderidge, CEO von POLOPLAST, zum Gespräch gebeten und mit ihr über den verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen sowie die Grundlagen für Fortschritt und Wachstum gesprochen.*

 

Die Ansprüche, die POLOPLAST an ihre Produkte stellt, sind hoch. Qualitätssicherung hat einen dementsprechenden Stellenwert im Unternehmen, und die Kommunikation mit unabhängigen, akkreditierten Stellen wie dem OFI steht auf der Tagesordnung. Welchen Mehrwert bietet die Zusammenarbeit mit dem OFI?

Das OFI ist eine am österreichischen Markt anerkannte akkreditierte Prüfstelle, deren gutachterliche Stellungnahmen beim Kunden die Produkteigenschaften darstellen und für den Kunden garantieren. Durch ihre breite Aufstellung kann viel Know-how zu Prüfungen von Nicht-Rohrprodukten in die Prüfung unserer Produkte einfließen, um besser darstellen zu können, wie sich POLOPLAST-Produkte von Mitbewerbsprodukten differenzieren.

 

Erfolg und Wachstum gehen Hand in Hand. Welche Grundlagen müssen gegeben sein, um das Unternehmen und seine Produkte stetig weiterzuentwickeln und zu optimieren? Welche Rolle spielen Investitionen, z.B. in Forschung & Entwicklung, in diesem Kontext?

Die richtige Unternehmenskultur und die passenden Kompetenzen sind unter anderem der Nährboden für Innovationen. POLOPLAST hat deshalb hierauf besonderen Fokus gelegt und auch eine neue Stelle des Innovationsmanagements implementiert.

Neue Kundenbedürfnisse müssen rechtzeitig erkannt und umgesetzt werden, um mit neuen Produkten neue Märkte aufzubauen und sich auch hier Marktanteile zu sichern. Erst Investitionen in Forschung & Entwicklung ermöglichen es, theoretische Vorhersagen von geplanten Produkteigenschaften zu verifizieren und vor Tätigung der Serieninvestition besser abschätzen zu können.

 

Eine Optimierung von Produkten hat oft eine verlängerte Nutzbarkeit bei gleichbleibender Qualität zum Ziel. Mit dieser Themenstellung haben sich POLOPLAST und OFI in einem ihrer letzten gemeinsamen Forschungsprojekte – mit dem klingenden Namen „Methusalem“ – auseinandergesetzt. Welche Erkenntnisse konnten hier gewonnen werden, von denen POLOPLAST und v.a. ihre Kunden heute profitieren?

Für coextrudierte Rohrprodukte gab es bis zum Abschluss des Forschungsprojektes noch keine durchgängigen Prozeduren, um die Lebensdauer derartiger Produkte darzustellen. Aufgrund des geförderten Projektes Methusalem war es möglich, für das Kanalrohrsystem POLO-ECO plus Premium auf wissenschaftlicher Basis die lange Lebensdauer von mehr als 100 Jahren nachzuweisen. Mit dem aus dem Projekt erstellten Gutachten können sich unsere Kunden darauf verlassen, dass sie auf ein langlebiges und nachhaltiges Produkt setzen.

 

„Raus aus Plastik“ ist eine Forderung, die von vielen Initiativen über alle Branchen hinweg gestellt wird. Wie geht POLOPLAST, als einer der führenden Hersteller von Kunststoff-Rohrsystemen, mit dem öffentlichen, kritischen Blick auf den Werkstoff um?

Das Kunststoff-Bashing der letzten Jahre schmerzt mich als studierte Kunststofftechnikerin besonders. Kunststoffe haben zu Unrecht ein schlechtes Image, vielmehr sie sind aus unserem Alltag nicht wegzudenken. Egal ob Mobilität, Erneuerbare Energien, Medizin, Bau, Sport, Textil, Unterhaltung – ohne den tollen Werkstoff Kunststoff funktioniert unsere Welt nicht. Wichtig ist, diesen wertvollen Rohstoff zum einen für technisch hochwertige, langlebige Produkte zu verwenden – als Beispiel sei unser schon erwähntes POLO-ECO plus Premium Kanalrohr genannt – wir garantieren eine Lebensdauer von 100 Jahren. Und Kreislaufwirtschaft und Recycling müssen v.a. bei schnelllebigen Produkten selbstverständlich werden. Für POLOPLAST-Produkte gibt es keine sinnvolle Alternative, und die Kunden fragen aufgrund der hohen geforderten Eigenschaften und der Langlebigkeit unserer Produkte auch (noch) nicht danach. Aber wir arbeiten natürlich an diversen Projekten, um den Materialeinsatz von Neuware zu reduzieren und den Rezyklatanteil zu erhöhen. Ich darf jedoch auch jeden einzelnen Konsumenten einladen, sich an der Lösung zu beteiligen und die Ver(sch)wendung des wertvollen Rohstoffes Kunststoff zu optimieren. Und ich möchte sowohl Politik als auch Presse einladen, die Diskussion auf Basis von Fakten, statt medialer Schlagzeilen zu führen.

 

Nachhaltigkeit, Recycling, Klimaneutralität. Inwiefern können diese Aspekte bei der Entwicklung und Optimierung von Rohrsystemen Berücksichtigung finden?

In der Produktentwicklung ist Nachhaltigkeit eine POLOPLAST-Grundtugend, und zwar seit jeher. Dabei geht es nicht nur um die Reduktion des betrieblichen Material- und Energieeinsatzes oder die Minimierung von Abfall und Wasserverbrauch, sondern vielmehr um die Entwicklung nachhaltiger und langlebiger Produkte mit hohem Innovationsgrad und erlebbarem Kundennutzen. Unser Ansatz ist so umfassend, dass wir von Beginn an die Rezyklierbarkeit des Endprodukts und die Aspekte der Kreislaufwirtschaft berücksichtigen. Diverse Projekte zum Einsatz von Rezyklat, sowohl chemischen als auch mechanischen Ursprungs, laufen aktuell auch in Zusammenarbeit mit österreichischen Forschungseinrichtungen. Ein Beispiel dafür ist der ÖAKR (Österreichischer Arbeitskreis für Kunststoffrohr Recycling), ein Sammelkreislauf, über den bereits seit vielen Jahren Kunststoffrohrabfälle von Baustellen gesammelt und erfolgreich wiederverwertet werden. Wir arbeiten weiters aktiv in der Normung mit, um sinnvolle Spezifikationen für den Rezyklateinsatz zu erarbeiten.

 

Eine neugierige Frage zum Schluss: POLOPLAST ist bereits seit 1993 Mitglied des OFI. Verraten Sie uns, welche Mitgliedschaften Sie als Privatperson schon lange pflegen?

Keine 🙂

 

Seit 2022 ist DI Alice Gooderidge Obfrau der Sektion Kunststoff am OFI. Die studierte Kunststofftechnikerin (Montanuniversität Leoben) ist als versierte Vertriebsspezialistin mit internationalem Schwerpunkt bekannt und seit 2021 CEO der  POLOPLAST.

*Eine gekürzte Version dieses Gesprächs wurde im OFI Jahresbericht 2022 abgedruckt.