Sicherheitsbewertung von Menstruationsprodukten
Etwa die Hälfte der Weltbevölkerung sind Frauen. Die meisten von ihnen, die Zugang zu Periodenprodukten haben, verwenden diese Monat für Monat, und das über Jahrzehnte. Ein riesiger Markt also, dessen Produktvielfalt stetig zunimmt. Doch wie steht es um die Sicherheit dieser Produkte? Bieten sie neben dem Auslaufschutz, den die Werbung gerne als Sicherheit anpreist, tatsächlich auch gesundheitliche Risikofreiheit?
Menstruationsprodukte sind in den meisten Staaten gar nicht oder nur gering geregelt, einheitliche, internationale Standards fehlen komplett. Das unterstreicht auch die aktuelle Sicherheitsbewertung. Binden, Tampons und Co gelten als „alltäglichen Produkte“. Nur wenige Länder setzen sich diesbezüglich mit Teilaspekten sicherheitsrelevanter Themen auseinander. Das muss sich ändern! Direkt am und im Körper getragen, sollen sie – ähnlich wie Medizinprodukte – Standards unterliegen und damit gesundheitliche Risiken ausschließen.
Im Projekt LEIFS – Let it flow safely – beleuchtet das OFI gemeinsam mit den ACR Instituten LVA und IWI die Sicherheitsbewertung von Menstruationsprodukten systematisch. Dabei wurden in einem ersten Schritt, mit Stakeholdern und über Literaturrecherche, Risiken zu unterschiedlichen Produkten definiert. Man ging sowohl auf die unterschiedlichen Materialien und Ausgangsstoffe wie auch auf Anwendungsarten ein. Risiken betreffen verschiedene Produkte (wie z.B. das Risiko einer allergischen Reaktion) oder bestimmte Produktgruppe (wie z.B. die Effizienz der Reinigung bei wiederverwendbaren Produkten). Die Projektergebnisse von LEIFS fließen direkt in Normung, Gesetzgebung und Handelsrichtlinien ein und bilden die Grundlage für die internationale Produktsicherheit. Für Hersteller und Handelsunternehmen ist die Berücksichtigung dieser Normen ein klarer Wettbewerbsvorteil, für Konsument*innen ein wesentlicher persönlicher Sicherheitsfaktor.
Zu den relevanten Sicherheitsaspekten wurden mehrere Methoden aufgebaut. Man entwickelte sowohl mikrobiologische, chemische, zellkulturbasierte als auch physikalische Methoden. Als Ergebnis kamen verschiedene Analysenmethoden zu Tage, die wie ein Baukastensystem an diversen Produkten angewandt werden. Je nach Beschaffenheit der Materialien und der Anwendung können verschiedene Risiken mit einzelnen Methoden adressiert werden.
Während der Projektlaufzeit suchten auch andere Forschungsteams nach fehlenden, internationalen Normen. Schlussendlich wurde eine Initiative gegründet, welche den Prozess zur Entwicklung eines Standards auf ISO-Ebene ins Rollen brachte. Daraus entstand das technische Komitee 338, eine Gruppe von Expert*innen aus 55 Ländern, welche an der längst überfälligen Sicherheitsbewertung dieser Produkte arbeitet. Elisabeth Mertl, Projektleiterin des Forschungsprojekts LEIFS, bringt ihre Expertise in dieses Gremium ein und stellt damit Forschungsergebnisse zur Diskussion.
LEIFS ist nicht nur ein zukunftsweisendes, sondern inzwischen auch ausgezeichnetes Forschungsprojekt: OFI Projektleiterin Elisabeth Mertl und ihr Team erhielten 2024 den ACR Innovationspreis für das Projekt.